Die uns lieben von Jenna Blum 518 Seiten · Gebunden EUR 19,95 ISBN-13: 978-3351035884 |
Emotional, aber nicht nahe gehend
Trudy Swenson, Ende fünfzig lebt ein unaufgeregtes Leben in Minnesota. Sie ist Geschichtsprofessorin an der dortigen Universität, geschieden und lebt allein. Die Beerdigung ihres Stiefvaters führt sie wieder einmal nach Hause zu ihrer Mutter. Ihr Verhältnis ist schwierig, was vor allem an der Schweigsamkeit ihrer Mutter Anna liegt. Sie redet weder über ihre Vergangenheit in Deutschland, noch über ihre Gefühle.Beide leben nebeneinander her, ohne wirklich Einblick in das Leben des anderen zu haben. Vielleicht ein Grund für Trudy, warum sie in einem neuen Universitätsprojekt, Menschen deutscher Herkunft interviewt, um mehr über ihr Leben während des Zweiten Weltkrieges zu erfahren. Waren es alles Täter oder auch Opfer?
Der zweite Handlungsstrang erzählt die Geschichte von Anna in der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Hier erfährt der Leser, wer Trudys wirklicher Vater ist und was Anna auf sich genommen hat, um ihre Tochter zu schützen. Es erklärt auch die Scham und das Schweigen von Anna.
Diese beiden Handlungsstränge wechseln sich immer wieder ab. Was für mich auch sehr gut war, so gab es von den zum Teil sehr erschütternden Erlebnissen von Anna immer mal wieder eine Pause. Die Geschichte ist spannend erzählt, nur in der Mitte des Romans gab es bei Annas Geschichte für mich ein paar Längen. Insgesamt muss ich sagen, dass ich Annas Geschichte sehr emotional fand, aber die Autorin bediente sich leider einer einfachen s/w Zeichnung, die der Geschichte meiner Meinung die Tiefe nahm. So blieben die Charaktere für mich auch ohne große Überraschungen. Annas Erlebnisse, auch wenn sie in der 3. Person geschildert wurden, sind mir nah gegangen. Aber Anna und auch Trudy blieben mir immer etwas auf Abstand. Es fühlte sich an als wollten sie nicht nur ihre Mitmenschen von ihren Gefühlen fernhalten, sondern auch mich als Leser.
Dennoch habe ich den Roman gerne gelesen, da ich die Perspektive auch sehr gut fand. Aber aus der Idee hätte man mehr machen können, schade.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen