Loretta von Shawn Vestal gebunden EUR 24,00 ISBN: 978-3036957456 |
Mitreißender
emotionaler Roman
Erwartet habe ich einen Roadtrip, bekomme habe ich
einen intensiven Einblick in einer mir bis dahin verschlossene Gesellschaft.
Loretta,
ist die heranwachsende Tochter fundamentalistischer Mormonen in den 70er Jahren
in den USA. Für ihre Eltern zählen nur die Kirche und das Ansehen in der
Gemeinde. Als Loretta sich wenige Freiheiten nimmt und sich heimlich mit einem
jungen Mann trifft, verheiraten ihr Eltern sie mit dem ortsansässigen
mormonischen Lebensmittelhändler. Dieser ist nicht nur schon in erster Ehe
verheiratet, sondern auch viel älter als Loretta. Mit dem Vollzug der Ehe soll
er immerhin bis zum 16jährigen Geburtstag von Loretta warten. Loretta kommt nun
als Zweitfrau in einen neuen Haushalt, wo sie kaum Recht, sondern nur Pflichten
hat.
Es öffnet
sich neben der Protagonistin Loretta noch ein zweiter Handlungsstrang, der
einen weiteren Blick in die Mormonengesellschaft eröffnet. Jason, auch
Teenager, wächst auch bei gläubigen Mormonen auf. Seine Eltern lehnen aber die
Vielehe ab und geben ihrem Jungen ein paar wenige Freiheiten mehr als sie
Loretta hat. Jason großer Held ist der Motorradstuntman Evel Knievel, der
selbst mir einigen kurzen Lebensberichten im Buch auftaucht.
Loretta und
Jason treffen aufeinander, als Lorettas Ehemann beschließt nach dem Tod seines
Vaters sein Haus zu übernehmen und zu seinem Bruder, Jasons Vater zu ziehen.
Damit wird sich das Leben von Loretta drastisch ändern.
Auch wenn
der eigentliche Roadtrip erst auf den letzten Seiten stattfindet, liest sich
das ganze Buch wie ein Roadtrip. Loretta ist eine Figur mit Ecken und Kanten,
die mir nicht wirklich sympathisch war, aber deren Gefühlswelt und Verhalten
für mich nachvollziehbar war. Sie überraschte mich vor allem auch am Ende sehr.
Für mich am
interessantesten waren die Einblicke in die Gesellschaft der Mormonen, welche
auch durch Rückblicke auf das erschreckende Geschehen 1953 in Short Creek
komplettiert wurden. Dabei bleibt der Autor im ganzen Roman relativ
unaufgeregt, was manche Ereignisse für mich noch erschreckender machten.
Ein für
mich überraschend guter Roman, unaufgeregt, emotional und interessant. Ich kann
den Roman uneingeschränkt weiterempfehlen.
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