Der goldene Sohn von Shilpi Somaya Gowda 496 Seiten ·Taschenbuch EUR 9,99 ISBN-13: 978-3462047745 |
Balanceakt zwischen zwei Kulturen
Anil lebt in zwei Welten. Aufgewachsen in einem indischen Dorf, hat er es geschafft eine Ausbildungsstelle als Arzt im Parkview Hospital in Dallas zu bekommen. Nun muss er den Balanceakt zwischen harter Krankenhausarbeit und seiner Stellung in seiner Familie halten. Denn Anil ist der älteste Sohn und hat damit auch die Stellung als Dorfschlichter von seinem Vater geerbt. Beide Aufgaben bringen ihn an seine Grenzen, niemanden will er verärgern.Der Roman spielt in zwei sehr unterschiedlichen Welten und Kulturen. Und auch wenn der Protagonist ein Mann ist, wird vor allem auch die Rolle und Stellung der Frau deutlich. Wobei besonders in indischen Part gezeigt wird, mit welchen Vorurteilen und Problemen Frauen dort leben. Die Jugendliebe von Anil Leena muss erleben, was es heißt, dem Ehemann völlig ausgeliefert zu sein und auch in der Gesellschaft keinen Rückhalt zu erleben. Der Handlungsstrang um Leena und ihr Schicksal beschreibt die Autorin sehr authentisch und hat mich in meinen Gefühlen am meisten berührt. Man erfährt einiges über die indischen Traditionen und zum Teil auch über deren Veränderungen. Gleichzeitig schafft es die Autorin aber auch das Leben in den USA in den verschiedenen Facetten aufzuzeigen, das positive wie das negative. Wobei hier auch das Leben im Krankenhaus eine große Rolle spielt, was ich persönlich sehr interessant fand. Shilpi Somaya Gowda versucht alles ohne erhobenen Zeigefinger zu erzählen. Keine der beiden Welten ist perfekt.
Der Wechsel der Handlungsstränge zwischen Anil und Leena gelingt der Autorin sehr gut. Dadurch wird auch der Spannungsbogen noch stärker gespannt. Ein Buch was ich oft kaum aus der Hand legen konnte. Auch auf sprachlicher Eben liest sich der Roman sehr gut. Sie schreibt detailiert ohne langatmig zu sein. Die Handlungsorte konnte ich dadurch direkt vor mir sehen.
Ein Buch was ich guten Gewissens weiterempfehlen kann. Nicht nur um entspannte Lesestunden zu haben, sondern auch um über den Tellerand zu schauen und mehr über eine andere Kultur zu erfahren.
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