Verzaubert ohne Kitsch
Alex Capus versteht zu erzählen.
Schon nach den ersten Sätzen bin ich in die Geschichte eingetaucht. Das
gegenseitige Necken des Pärchens Max und Tina, die in ihrem Auto eine
verschneite Bergstraße hochfahren, haben mich zum Schmunzeln gebracht. Der abwechslungsreiche
Dialog zwischen den beiden macht richtig Spass zu lesen. Dann beginnt der
zweite Handlungsstrang. Max erzählt eine Geschichte, die in den Schweiz des 18
Jh. beginnt und über Versailles große Geschichte im Kleinen zeigt. Es geht um
Liebe, zeigt aber auch wunderbar der Verfall der feudalen Herrschaft. Immer
wieder wird dieser Erzählstrang von Dialogen zwischen Max und Tina
unterbrochen. Das empfand ich aber nicht als störend, sondern sie lockert die
Geschichte sehr auf.
Ich hatte lange kein Buch mehr, was so
positiv war ohne ins kitschige abzurutschen. Die Geschichte ist rund und macht
Freude zu lesen. Sprachlich ist sie top. Oft wirkt es märchenhaft, obwohl es
vor einem realen Hintergrund spielt, die Absetzung der Monarchie in Frankreich,
aber auch die ersten Versuche von Heißluftballons. Oft war ich hin und her
gerissen, ob es vielleicht wirklich so geschah oder alles erdacht ist. Denn
durch die Nutzung realer historischer Ereignisse wirkte die Geschichte sehr
authentisch auf mich. Durch die Erzählform von Max gewann sie dagegen wieder
etwas Märchenhaftes. Am Ende ist das auch egal, aber diese Mischung zwischen
Märchen und Realität ist in meinen Augen gelungen.
Kritik muss ich eigentlich nur am
Cover äußern. Irgendwie wirkt es auf mich traurig und trostlos. Und das passt
so gar nicht zur Geschichte, zu beiden Geschichten nicht. Denn es ist ein rein
positives Buch, dass hätte man auch durch das Cover ausdrücken können.
Es ist ein dünnes Buch, das locker
Stoff für einen dicken Schmöker bietet, aber so ist es für mich eine wirklich
runde Geschichte, die entspannt und dennoch nachwirkt. Großartige Leistung.
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