Das verlorene Paradies von Abdulrazak Gurnah MP3 CD ISBN: 978 - 3844546385 |
Wenig emotional
Auf den Autor bin ich erst wegen des Nobelpreises aufmerksam geworden. Da ich sehr gerne Literatur afrikanischer Autor:innen lese, freue ich mich auf das Hörbuch. Die Covergestaltung ist gelungen. Kein kitschiges Afrikabild, sondern abstrakt, wenig aussagekräftig in schönen deckenden Farben.
Der Roman spielt Ende des 19. Jh. Hauptsächlich im heutigen Tansania. Eine Zeit in dem die Deutschen die Kolonialmacht in diesem Teil Ostafrikas. Protagonist ist Yusuf, ein Junge, der wegen den Schulden seines Vaters an „Onkel“ Aziz verkauft wird. Aus seinem Dorf herausgerissen, lernt das Leben einer Stadt als Arbeiter eines bekannten Kaufmannes kennen. Nachdem er ist im Geschäft mitgeholfen hat, geht er später mit zu den monatelangen Karawanen ins Landesinnere. Er wird erwachsen, aber während zu Beginn der Kolonialismus weniger direkt zu spüren war, wird dann auch Yusuf mit den Deutschen konfrontiert. Das Paradies ist vorbei, wenn es es jemals gab.
Das Buch beginnt sehr langsam. Beschreibungen folgen auf Beschreibungen. Die Spannung blieb bei mir aus und setzte erst sehr spät ein. Die Langatmigkeit des Romans kam vor allem auch durch die wenigen Emotionen, die das Geschehen in mir hervorrufen. Selbst Yusuf blieb mir fremd und ich konnte wenig mit ihm mitfiebern. Der auktoriale Erzähler schaute für mich auf das Geschehene hinab und hielt immer Abstand.
Gelungen fand ich die Beschreibungen des täglichen Lebens, ohne Kitsch. Die Sprache unter den Männern war zum Teil vulgär und abstoßend, dafür realistisch. Auch die Natur, Arbeits- und Kolonialbeschreibungen waren für mich realitätsnah beschrieben. Ich habe einen guten Einblick ins koloniale Ostafrika erhalten, aber gut unterhalten hat mich der Roman leider nicht. Selbst der Sprecher des Hörbuches konnte mich nicht überzeugen. Auch ihm fehlte Ausdruckskraft, seine Tonlage war sehr gleichbleibend, was natürlich zum Roman passt. Insgesamt bin ich etwas enttäuscht von dem Roman und würde ihn nicht unbedingt weiterempfehlen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen