Tage in Cape May von Chip Cheek Hardcover ISBN: 978-3896676375 |
Atmosphärisch stark
Das Cover passt perfekt zur Atmosphäre des Buches: „ein
entspanntes in den Tag-hinein-Leben“. Denn, dass wollen die zwei Protagonisten
Henry und Effie als sie ihre Flitterwochen in dem Ferienort Cape May an der
Ostküste der USA beginnen. Sie kennen sich seit Kindertagen, haben direkt nach
ihrem Highschoolabschluss geheiratet und kommen aus einem verschlafenen Nest irgendwo
in den USA.
Effie kennt den Badeort noch aus ihrer Kindheit, als sie
dort Urlaub gemacht hat und ihr ein wenig das Gefühl der weiten Welt gegeben
hat. Es ist aber Nebensaison und der Ort wirkt fast wie ausgestorben. Während
Henry alles mit großer Neugier aufnimmt, es scheint seine erste wirkliche Reise
zu sein, ist Effie etwas enttäuscht und beginnt sich zu langweilen. Das hilft
es auch nicht viel, dass die beiden ihre neu entdeckte Sexualität aneinander
ausprobieren. Alles ändert sich als sie auf eine Gruppe junger reicher New
Yorker treffen, die sie zu ihren Partys einladen. Beide lernen eine ganz neue
Seite an sich kennen.
Der Roman beginnt ganz allmählich und beschreibt wunderbar
die Stimmung in dem verschlafenen Badeort. Die Ruhe und nun auch auftretende
Langeweile wird durchbrochen, durch die Ankunft junger feierwütiger New Yorker
der Upper class. Dies verändert nicht nur die Flitterwochen von Effie und
Henry, sie müssen sich auch fragen, was ihre Beziehung aushält. Die Tage in
Cape May sind ein Gegenentwurf ihres prüden und bürgerlichen Lebens ihrer
Familien. Wie sie langsam ihre Konventionen über Bord werfen, ist spannend. Nur
das Ende ist für mich nicht gelungen, auch wenn ich offene Enden nicht mag,
hier wäre es angebracht gewesen. Das auf nur wenige Seiten beschriebene
restliche Leben der Protagonisten hat für mich den Zauber von Cape May zerstört
und passte für mich nicht zur Atmosphäre des Romans.
Insgesamt war es für mich ein sehr stimmiger und auch
spannender Roman. Er hat sehr gut das Leben der 50er eingefangen, das konservative
und gleichzeitig die sexuelle Zügellosigkeit hinter den verschlossenen Türen.
Der Sex wird deutlich beschrieben, das sollten prüde Leser*innen wissen. Das
ist auch kein Roman, wo viel „passiert“, sondern dessen Spannung von der
Entwicklung der Charaktere und ihrer Beziehung zueinander, lebt.
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